Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass eine ketogene Ernährung neuroprotektiv ist, also unsere Nervenzellen im Gehirn schützen kann. Da Parkinson zu den neurologischen Krankheiten zählt, möchten wir am heutigen Welt-Parkinson-Tag folgender Frage auf den Grund gehen: Kann eine ketogene Ernährung als Therapie bei Parkinson eingesetzt werden?
Parkinson und ketogene Ernährung
Inhaltsverzeichnis
1. Parkinson – was ist das?
Parkinson – häufig auch als Morbus Parkinson bezeichnet – gehört zu den häufigsten Krankheiten des Nervensystems und betrifft in Deutschland derzeit mehr als 200.000 Menschen.
Aus bisher ungeklärten Gründen sterben hierbei im Alter nach und nach Nervenzellen in einer bestimmten Region des Gehirns ab: Sogenannte dopaminerge Zellen in der Substantia nigra werden schrittweise weniger.
Als Folge wird der Botenstoff Dopamin nicht mehr in ausreichender Menge hergestellt und gespeichert. Die Nachrichtenübermittlung des Gehirns gerät dadurch aus dem Gleichgewicht und die typischen Parkinson-Symptome treten auf. Zu ihnen gehören vor allem Muskelzittern, Muskelstarre, Bewegungslosigkeit und eine instabile Haltung.
Die Auslöser der Erkrankung sind in den meisten Fällen unbekannt, es werden aber genetische Veränderungen, Infektionen und verschiedene Umwelteinflüsse wie Pestizide diskutiert.
Parkinson ist eine nicht heilbare Krankheit. Dennoch können Patienten durch Medikamente in der Regel lange Zeit sehr gut behandelt werden. Ein weiteres Voranschreiten der Symptome erfordert jedoch meist eine neue, angepasste Medikationseinstellung.
2. Ketogene Ernährung
Von Akne über PCOS bis Parkinson?
Obwohl die ketogene Ernährung schon seit sehr vielen Jahren erfolgreich als Therapie bei Epilepsie eingesetzt wird, wurde sie erst in den letzten Jahren zu einer in der Öffentlichkeit bekannten und anerkannten Ernährungsweise. Bei sehr geringer Kohlenhydratzufuhr und gleichzeitig erhöhter Fettaufnahme, wird der Stoffwechsel bei dieser Form der Ernährung so umgestellt, dass der Körper in den Zustand der sogenannten Ketose kommt. Diese Form der Ernährung verspricht nicht nur Erfolge wenn es um Gewichtsreduktion geht, sondern auch bei zahlreichen weiteren Beschwerden und Erkrankungen, wie beispielsweise Akne, Migräne, Diabetes, PCOS und der bereits erwähnten Epilepsie. Zunehmend gibt es nun Belege, dass die ketogene Ernährung ebenfalls neuroprotektiv ist, also „nervenzellenschützend“. Dadurch könnte sie sich positiv auf neurologische Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson auswirken – der Grund für unseren heutigen Artikel.
Bevor wir uns nun etwas näher mit dem angesprochenen Zusammenhang befassen, möchten wir vorweg nehmen, dass bei Erkrankungen jede Ernährungsumstellung immer unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden muss. Je nach Zweck müssen individuelle Anpassungen gemacht werden – sowohl in der finalen Zusammensetzung der Ernährung, als auch der medikamentösen Therapie.
3. Ketogene Ernährung bei Parkinson
Macht das Sinn?
Eine ketogene Ernährung führt den Körper in einen Zustand, der dem Fasten gleich kommt: Durch sehr geringe Mengen an Kohlenhydraten sinkt der Blutzucker und unser Gehirn muss sich nach kurzer Zeit eine Alternative suchen, um an ausreichend Energie zu kommen. Im Zustand der Ketose (der eine ketogene Ernährung definiert), werden vor allem die Ketone Beta-Hydroxybutyrat und Acetoacetat verwendet um genau diese „Energielücke“ zu füllen. Sowohl der geringe Blutzucker, als auch das Vorhandensein besagter Ketonkörper sind ausschlaggebende Faktoren, wenn es um die therapeutische Bedeutung einer ketogenen Ernährung geht. Sie führen nach derzeitigem Wissen über sehr komplexe Wege zu den bereits angesprochenen neuroprotektiven Eigenschaften. Dieser Schutz der Nervenzellen ist genau der Grund, warum neurologische Krankheiten wie Parkinson nun immer mehr im Fokus der „Keto-Wissenschaft“ stehen. Kann man Parkinson-Symptome durch eine ketogene Ernährung verbessern? Kann man das Absterben der Zellen im Gehirn verhindern oder verlangsamen? Die Wissenschaft läuft auf Hochtouren um diese Fragen beantworten zu können.
Es handelt sich hierbei um sehr komplexe Abläufe im Körper, die bisher noch nicht vollständig erforscht sind. Wir werden aber im folgenden kurz zusammen fassen, was man derzeit schon zum Thema Parkinson und ketogene Ernährung weiß:
Die ketogene Ernährung wirkt neuroprotektiv – nervenzellenschützend.
Hast du schon einmal von Autophagie gehört? Das ist eine Art „Putzaktion“, bei der Zellschrott alter oder kranker Zellen beseitigt wird. Passiert das nicht – oder zumindest nicht ausreichend – lagert sich der Zellmüll ab. Als Folge stört dieser Müll die gesunden Zellen und kann sie sogar kaputt machen. Im Alter sterben immer mehr Zellen ab, es entsteht immer mehr Müll der beseitigt werden muss. Als Folge können eigentlich gesunde Zellen durch den Schrott kaputt gemacht werden. Bei Parkinson spielt – wie bereits erwähnt – das Absterben von Nervenzellen auch eine sehr große Rolle. Die Vermutung liegt also nahe, dass eine erhöhte Autophagie der Zerstörung mancher Zellen im Alter entgegen wirken könnte. Und wie kann man diese Autophagie ankurbeln? Durch ketogene Ernährung! Die gebildeten Ketonkörper kurbeln die Putzaktion im Gehirn an und könnten somit Krankheiten wie Parkinson vorbeugen. Falls du noch mehr zum Thema Autophagie wissen möchtest, kannst du das in unserem Artikel zu Bulletproof Coffee nachlesen.
Bei Parkinson-Patienten wird angenommen, dass die Aufnahme von Glukose ins Gehirn in den betroffenen Zellen eingeschränkt ist. Somit besteht das Risiko, dass diese Zellen nicht genug Energie bekommen und als Folge einen Energiemangel erleiden. Die während einer ketogenen Ernährung produzierten Ketonkörper können die Hirnzellen jedoch auf einem anderen Weg erreichen. Im Gegensatz zu Glukose, können Ketonkörper einen Energiemangel der Hirnzellen also verhindern.
Bei einer ketogenen Ernährung können zum Beispiel unsere Kraftwerke der Zellen (die sogenannten Mitochondrien) besser arbeiten. Als Folge werden weniger freie Radikale gebildet. Und was ist das Gute an wenig freien Radikalen? Ganz einfach. Freie Radikale können Zellen kaputt machen. Das bedeutet: weniger freie Radikale, mehr glückliche, gesunde Zellen.
Ein weiterer Punkt der diskutiert wird, ist eine entzündungshemmende Wirkung der Keto Ernährung, die folglich eine bessere „Leistung“ der Nervenzellen unterstützen könnte. Wir haben einen ausführlichen Artikel über die antientzündliche Wirkung, den du auf unserem Blog nachlesen kannst.
Außerdem wird vermutet, dass die ketogene Diät die sogenannte Apoptose vermindern kann. Apop-was? Unter Apoptose versteht man den Zelltod. Wird dieser vermindert, sterben also weniger Zellen ab. Somit würden unsere Nervenzellen geschützt werden.
Die Studienlage zu Parkinson-Patienten und ketogener Ernährung ist bisher leider noch nicht sehr ausgeprägt. Vor allem Zellkulturexperimente und Tierstudien wurden durchgeführt – Studien mit Menschen sind derzeit noch sehr rar. Die wenigen vorhandenen Experimente zeigten jedoch positive Effekte der Ketonkörper auf den Verlauf des Parkinson-Syndroms. So verbesserten sich zum Beispiel die motorischen Fähigkeiten von an Parkinson erkrankten Ratten, wenn sie eine ketogene Diät bekamen3. Für rund einen Monat ernährten sich Parkinson-Patienten ketogen und konnten am Ende ihren Parkinson-Score (eine Art Einschätzung zum Grad der Erkrankung) verbessern. Auch wenn die Autoren einen Placebo-Effekt nicht ausschließen konnten, macht es Mut für weitere Untersuchungen5. 2018 zeigte eine Studie, dass eine achtwöchige Low-Fat oder ketogene Diät bei Parkinson-Patienten, die motorischen und nichtmotorischen Symptome reduzieren konnten. Die ketogene Diät konnte die nichtmotorischen Symptome zusätzlich noch stärker verbessern als die untersuchte Low-Fat Diät2. In Zukunft müssen diese Studien auf jeden Fall weiter ausgebaut werden, um die Mechanismen und therapeutischen Potentiale besser verstehen zu können.
4. Fazit
Die ketogene Ernährung birgt nach derzeitigem Wissensstand großes Potential, in Zukunft als Therapie bei Parkinson eingesetzt werden zu können. Sie kann die Nervenzellen auf verschiedene Art und Weisen schützen. Nicht nur durch das Ankurbeln der Autophagie, sondern auch durch weitere komplexe Mechanismen, scheinen positive Effekte erreicht zu werden. Das bisherige Wissen muss jedoch vor allem durch langfristige Studien ausgebaut werden, um die zugrunde liegenden Abläufe und dadurch entstehende Therapiemöglichkeiten, noch besser verstehen zu können.
- Paoli A, Rubini A, Volker JS, Grimaldi KA: Beyond weight loss: a review of the therapeutic uses of very-low-carbohydrate (ketogenic) diets.Eur J Clin Nutr. 2013 Aug; 67(8): 789–796.
- Phillips M.C.L., Murtagh D.K.J., Gilbertson L.J., Asztely F.J.S., Lynch C.D.P. Low-fat versus ketogenic diet in Parkinson’s disease: A pilot randomized controlled trial. Mov. Disord. 2018;33:1306–1314. doi: 10.1002/mds.27390
- Shaafi S., Najmi S., Aliasgharpour H., Mahmoudi J., Sadigh-Etemad S., Farhoudi M., Baniasadi N. The efficacy of the ketogenic diet on motor functions in Parkinson’s disease: A rat model. Iran. J. Neurol. 2016;15:63–69.
- Stafstrom CE, Rho JM. The ketogenic diet as a treatment paradigm for diverse neurological disorders. Front Pharmacol. 2012 Apr 9;3:59. doi: 10.3389/fphar.2012.00059
- Vanitallie T.B., Nonas C., Di Rocco A., Boyar K., Hyams K., Heymsfield S.B. Treatment of Parkinson’s disease with diet-induced hyperketonemia: A feasibility study. Neurology. 2005;64:728–730. doi: 10.1212/01
- Wlodarek D. Role of Ketogenic Diets in Neurodegenerative Diseases (Alzheimer’s Disease and Parkinson’s Disease). Nutrients. 2019 Jan; 11(1): 169.
Bild: Das menschliche Gehirn. Shutterstock.com/ Tatiana Shepeleva
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