30. Oktober 2020
zuletzt aktualisiert am 10. April 2025 von Kimberly Werner
An apple a day keeps the doctor away – diesen Satz hat wohl jeder schon einmal gehört. Doch was passiert, wenn dieser eine Apfel am Tag zu Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung führt? Und wenn es mit Mangos, Pflaumen, Brokkoli, Milch, Hülsenfrüchten und einer langen Liste von weiteren Lebensmitteln genauso passiert?
Ein Reizdarmsyndrom kann einem die Lust am Essen gehörig vermiesen. Einige bekommen schon bei kleinen Mengen die oben genannten Beschwerden – andere haben eine höhere Toleranzschwelle. Doch man kann die Ernährung bei Reizdarm auch genussvoll gestalten und dadurch Symptome vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Was sind FODMAPS beim Reizdarmsyndrom?
Der Begriff „FODMAP“ ist vor einigen Jahren in der Wissenschaft aufgetaucht – zum ersten Mal 2005 an der Monash Universität in Melbourne. Er umfasst eine Liste von Lebensmitteln, die bei Menschen mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt für Beschwerden sorgen können. „FODMAP“ ist ein Akronym (also ein aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Kurzwort) und steht für „Fermentable Oligo-, Di- and Monosaccharides And Polyols“.
Polyole: Sorbitol, Mannitol, Maltitol, Xylitol, Polydextrose und Isomalt
Während man Lactose oder Fructose bestimmt schon mal gehört oder auf einer Verpackung gesehen hat, sind die meisten anderen Begriffe eher unbekannt. Es handelt sich um eine Gruppe verschiedener Kohlenhydrate und Zuckeralkohole (Polyole), die in vielen natürlichen und verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind. Doch FODMAPS sind nicht per se schlecht. Sie bringen auch positive Eigenschaften mit.
Positive Eigenschaften von FODMAPS
Die positive Eigenschaft einiger FODMAPs ist z. B. die eines Präbiotikums, das einen ähnlichen Effekt wie ein Probiotikum hat: es hilft beim Wachstum guter Bakterien im Darm wie z. B. den Bifidobakterien.
Außerdem gehören einige von ihnen zu den Ballaststoffen, die unverdaut in den Dickdarm gelangen und dort durch Aufquellen mit Wasser das Stuhlvolumen vergrößern. Dadurch wird die Darmtätigkeit angeregt, der Stuhl bekommt eine weiche Beschaffenheit und der Gang auf die Toilette fällt leichter. Einer der Gründe, warum man zu einem ballaststoffreichen Essen immer genug Wasser trinken sollte.
Weitere Pluspunkte:
Ballaststoffe erhöhen die Sättigung.
Sie verzögern die Aufnahme der Glucose in den Blutkreislauf, wodurch der Blutzuckerwert gesenkt wird.
Sie senken die Blutfettwerte.
Bei gesunden Menschen ist es also vorwiegend positiv FODMAPs zu verzehren. Anders sieht es bei Reizdarmbetroffenen aus, deren Magen-Darm-Trakt bei vielen Nahrungsmitteln aus diesem Bereich überfordert ist. Die Aufgabe des Dünndarms ist u. a. die verwertbaren Nährstoffe aus der Nahrung zu absorbieren (= aufzunehmen) und über die Darmschleimhaut in den Körper zu befördern. Bei Reizdarmbetroffenen schafft er dies nicht ausreichend. Sie gelangen in den Dickdarm, wo sie zu kurzkettigen Fettsäuren und Gasen wie Wasserstoff und Methan vergärt werden. Es kommt zu Blähungen. Ein Fakt, den man bei der Ernährung bei Reizdarm berücksichtigen sollte.
Woher weiß man nun, ob man einen Reizdarm mit Unverträglichkeit von FODMAPs hat oder eine Intoleranz, die nur Fructose, Laktose, Histamin, Gluten etc. betrifft? In den meisten Fällen hilft erstmal ein Besuch beim Arzt. Der Hausarzt kann als erste Anlaufstelle zum Thema Intoleranz beraten und zu einem Spezialisten überweisen, der auf die vermutete Unverträglichkeit testet. Wahrscheinlich landest du in einem dieser beiden Fachbereiche:
1. Der Internist und Gastroenterologe testet auf:
Lactose-Intoleranz (Atemtest)
Fructose-Intoleranz (Atemtest)
Sorbit-Intoleranz (Atemtest)
Zöliakie/Glutenunverträglichkeit (IgA-Antikörper)
2. Der Hautarzt (Dermatologe) testet auf:
Nahrungsmittel-Allergietest (zum Beispiel Haut-Pricktest)
IgE-Antikörper-Testung auf Allergien (Bluttest)
Histamin-Unverträglichkeit (DAO)
Diagnose durch FODMAPs beim Reizdarmsyndrom
Die Reizdarm-Diagnose selbst ist ein bisschen komplizierter. Da es sehr viele unterschiedliche Symptome und Ausprägungen gibt, hilft bei Reizdarm nur ein Ausschlussverfahren. Man schließt also so lange andere Erkrankungen und Unverträglichkeiten aus, bis man weiß, dass man an einem Reizdarmsyndrom leidet. Dafür gibt es die sogenannte FODMAP-Diät.
Phase 1
Man verzichtet 4-6 Wochen lang auf alle Lebensmittel mit einem hohen FODMAP-Potenzial. Wenn sich die Reizdarm-Symptome bessern, ist eine Überempfindlichkeit des Magen-Darm-Traktes wahrscheinlich. Wichtig ist allerdings, dass du nicht komplett aufhörst zu essen, sondern deinen Körper trotzdem mit ausreichend Ballaststoffen versorgst. Das gelingt mit Gemüse (z. B. Zucchini oder Möhren), Pseudogetreide (z. B. Buchweizen oder Quinoa) und Obst (z. B. Himbeeren oder Kiwis).
Phase 2
Wenn der Magen-Darm-Bereich komplett runtergefahren ist, fängt man an, nach und nach wieder bestimmte Lebensmittel zuzulassen und beobachtet, wie der Körper reagiert. Da jeder Mensch und jeder Darm anders ist, kann es gut sein, dass der eine 2-3 Äpfel gut verträgt, der andere schon bei einer Apfelspalte am Tag Bauchgrummeln bekommt. Und der Dritte kann ohne Ende Äpfel essen – verträgt aber dafür gar keine Pflaumen und reagiert mit Durchfall/Verstopfung etc.
Am besten führt man ein Ernährungstagebuch, in das man Zusammenhänge von Nahrungsmitteln und Beschwerden einträgt. (z. B. Was habe ich gegessen? Wie fühle ich mich danach? Was für Beschwerden habe ich?)
Das Ziel dieses Verfahrens ist, die Ernährung bei Reizdarm ganz individuell einzustellen – ohne Nebenwirkungen, dafür gesund und lecker mit Nährstoffen versorgt.
Good to know: Auch bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn kann eine FODMAP-Diät mit anschließend abgestimmten Ernährungsplan die Symptome positiv beeinflussen.
Eine Frage, die sich inzwischen wohl jeder stellt, ist: Welche Lebensmittel sind nun FODMAP-arm und welche sind FODMAP-reich? Wir haben für dich eine Reizdarm Lebensmittel Liste erstellt, an der man sich für die FODMAP-Diät orientieren kann. Allerdings gilt wie immer: Jeder Darm ist anders… probier es aus!
Hoher FODMAP Gehalt
Gemüse
Artischocke
Blumenkohl
Butter Bohnen
Dicke Bohnen
Erbsen
Kichererbsen (mehr als 15 Stück)
Frühlingszwiebeln (weißer Teil)
gebackene Bohnen
Kidney-Bohnen
Knoblauch
Kohl (Kraut)
Lauch (weißer Teil)
Linsen
Paprika GRÜN
Pilze
Rosenkohl (mehr als eine halbe Tasse)
Rote Bete
Schalotten
Sellerie (mehr als 1/4 Stange)
Sojabohnen
Spargel
Split Erbsen
Topinambur
Weißkohl / Weißkraut
Wirsing
Zuckererbsen
Zuckerschoten
Zwiebeln
Früchte
Äpfel
Aprikosen
Avocado (mehr als 1/8)
Backpflaumen
Bananen (sehr reif)
Birnen
Brombeeren
Datteln
Johannisbeeren
Kirschen
Litschis
Mango
Mirabellen
Nektarinen
Obstkonserven
Orangensaft frisch über 125 ml
Pampelmuse
Persimone
Pfirsiche
Pflaumen
Rosinen
Verarbeitetes Obst
Wassermelone
Weiße Pfirsiche
Zwetschgen
Generell solltest du mit großen Mengen an Obst vorsichtig sein.
Getreide und Getreideprodukte
Amaranth
Couscous
Dinkel (wird von vielen vertragen – deshalb austesten)
Eiernudeln
Gebäck aus Weizen
Gerste – große Mengen
Grieß
Kuchen aus Weizen
Paniermehl
Hartweizengrieß Nudeln
Roggen
Teigwaren aus Weizen
Weizen
Weizen-Brötchen
Weizenbrot
Achte bei Fertigprodukten auf die Zutatenliste – dort ist oft Weizen als Inhaltsstoff aufgeführt.
Milchprodukte
Buttermilch
Cremige Suppen mit Milch
Frischkäse
Hafermilch
Joghurt
Kondensmilch (auch gezuckert)
Kuhmilch
Milcheis
Sauerrahm
Schafsmilch
Schlagsahne (über125ml)
Schokolade
Soßen mit Milch und Sahne (aus Kuh-, Schaf-oder Ziege)
Vanillesoße
Weichkäse (wie Ricotta, bei Brie achte darauf ob er laktosearm oder -frei ist)
Kichererbsen aus der Dose (1/4 Tasse – gründlich spülen)
Knoblauchöl
Knollensellerie (40g)
Kohl (1 Tasse)
Kohlrabi
Kürbis (bis 65 g grün, bis 120 g orange, über 120 g rot)
Lauch Blätter (grüner Teil)
Linsen aus der Dose (1/2 Tasse)
Mais (40-60g)
Möhren
Okra
Oliven
Pak Choi
Paprika gelb & rot
Pastinake
Petersilie
Radieschen
Rettich
Rosenkohl (1/2 Tasse)
Rotkohl / Rotkraut (bis 90g)
Römischer Kohl
Rucola Salat
Rübe
Salat
Schnittlauch
Sellerie (1/4 Stange)
Sojasprossen
Spinat
Süßkartoffeln (1/2 Tasse)
Tomaten
Wasserkastanien
Zucchini
Tipp: Zwiebeln und Knoblauch in Öl anbraten und dann entfernen
Früchte
Ananas
Avocado (1/8)
Bananen (noch leicht grün)
Blaubeeren
Cataloup Melone
Clementinen
Cranberrys (nicht mehr als 130g frische oder 9g getrocknete Beeren)
Erdbeeren
Getrocknete Früchte (1 Esslöffel)
Grapefruit (1/2)
Heidelbeeren
Himbeere
Honigmelone
Kaktusfeige
Kiwis
Kumquats
Limonen
Limette
Mandarinen
Maracuja
Melone
Orangen
Orangensaft frisch (1/2 Glas 125 ml)
Papaya
Passionsfrucht
Preiselbeeren
Rhabarber
Sanddorn
Sternfrucht
Weintrauben
Zitrone
Auch der Verbrauch von Obst mit niedrigen FODMAPS sollte beschränkt sein. Je reifer die Frucht desto mehr erhöht sich der FODMAP Wert.
Getreide und Getreideprodukte
Brot das aus Hafer, Reis, Mais, Kartoffeln gemacht ist
Buchweizen
Buchweizennudeln
Dinkel (wird von vielen vertragen – austesten)
Kokosnußmilch, -Sahne, -Fleisch
Cornflakes (1/2 Tasse)
Glutenfreie Kekse (ohne Invertzucker)
Glutenfreie Nudeln (auf das Mehl achten)
Glutenfreies Brot
Glutenfreies Getreide (Maismehl usw)
Hafer
Haferflocken
Haferkleie
Haferkekse
Hirse
Kartoffelchips (Auf die Inhaltsstoffe achten – kann Weizen enthalten)
Knäckebrot (glutenfrei)
Maismehl
Polenta
Porridge (wenn aus Hafer)
Quinoa
Reis (Braun und Weiß)
Reiscracker
Reiskleie
Reiskuchen
Reisnudeln
Tortilla-Chips
Weizen-freie oder glutenfreie Brote
Weizen-freie oder glutenfreie Pasta
Milchprodukte
Butter
Hartkäse (Cheddar, Colby, Parmesan, Schweizer)
Hanfmilch
Haselnussmilch
Käse, Brie
Käse, Camembert
Käse, Cheddar
Käse, Feta
Käse, Hüttenkäse
Käse, Mozzarella
Käse, Quark (2 Esslöffel)
Käse, Schweizer
Kokosmilch
Laktosefrei Joghurt
Laktosefreie Kuhmilch
Laktosefreie Milch
Laktosefreie Schlagsahne
Laktosefreier Kefier
Laktosefreies Eis
Mandelmilch
Milchfreie Schokolade oder Pudding
Mozzarella
Parmesan
Reismilch (bis zu 200ml)
Schlagsahne (125ml)
Schweizer Käse
Soja-Protein (vermeide Sojabohnen)
Sojamilch (wenn aus Soja-Protein hergestellt)
Sorbet (achte auf die Obstsorte)
Tempeh
Tofu (keinen Seidentofu)
Nüsse und Saaten
Chia Samen (max. 2 EL am Tag)
Kleine Portionen Haselnüsse
Kleine Portionen Walnüsse
Kürbiskerne
Erdnüsse
Hanf Samen (max. 20g)
Haselnüsse (max. 15 Stück)
Leinsamen (max. 15g)
Macadamia Nüsse (max.10 Stück)
Mandeln (max. 10 Stück)
Paranüsse (max 10 Stück)
Sonnenblumenkerne (max. 6g)
Alkohol
1 Glas Bier (Gerste, kein Weizenbier!)
Gin
Wein (trocken)
Wodka
Proteinreiche Nahrungsmittel
Eier
Fisch
Geflügelfleisch
Fisch
Lammfleisch
Rindfleisch
Schweinefleisch
Würzmittel und Kräuter
Ahornsirup ohne HFCS
Basilikum
Balsamico-Essig
Essig
Hausgemachte Brühe
Ingwer
Knoblauch aromatisiertes Öl
Koriander
Leinsamen
Margarine
Majoran
Mayonnaise
Minze
Oliven
Olivenöl
Oregano
Paprikapulver
Petersilie
Pfeffer
Rosmarin
Salz
Schnittlauch
Senf
Soja Sauce (Achte auf Weizen in den Inhaltsstoffen)
Thymian
Zitronengras
Zucker
Die meisten Gewürze und Kräuter haben keine oder sehr niedrige FODMAP Werte.
Zucker und Zuckeraustauschstoffe
Glucose
Ahornsirup
Erdnussbutter
Sacharin
Stevia
Sucralose
Zucker (auch als Saccharose)
Fermentierte Lebensmittel
Sauerkraut
Wasserkefir
Bitte merken: Obwohl die FODMAP-Diät ein guter Anfang ist, kann man sie nicht mit einem Wundermittel gleichsetzen. Eine Behandlung der Entzündungsursachen in Rücksprache mit einem Arzt ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Neben einer passenden Ernährung bei Reizdarm, gibt es einige Präparate, die helfen können, Entzündungen zu vermindern und den Körper bei der Heilung unterstützen. Neben den Medikamenten, die der Arzt verschreibt, können diese Nahrungsergänzungspräparate eine gute Idee sein:
B-Vitamine wirken positiv auf die Regeneration der Darmschleimhaut nach Entzündungen
Omega 3 Fettsäuren reduzieren Entzündungen im Körper
Vitamin D pusht die Immunabwehr und sorgt generell für Wohlbefinden
Hochwertige Probiotika verdrängen krank machende Keime und stärken die Schutzfunktion der Darmbarriere
Reizdarm Symptome lindern - Die richtige Ernährung hilft
Die Ernährungswissenschaftlerinnen bei Foodpunk können dir für helfen dir deine Ernährung bei Reizdarm optimal einzustellen und beginnen mit der FODMAP-Diät, bei der Lebensmittel mit hohem Wert ausgeschlossen sind. So musst du nicht 4-6 Wochen lang aufwendig nachdenken, was du dir überhaupt kochen kannst, sondern hast leckere Reizdarm freundliche Rezepte, die das Ziel deiner FODMAP-Diät – die Diagnose – perfekt unterstützen.
Durch den Tauschrechner kannst du die Rezepte nach der Ausschlussphase verändern und nach und nach Lebensmittel mit einem höheren FODMAP-Wert ausprobieren. Sobald du erfolgreich herausgefunden hat, welche Nahrungsmittel du bei deinem Reizdarmsyndrom gut verträgst, erstellen unsere Experten dir einen individuellen Ernährungsplan, in dem alle nicht verträglichen Lebensmittel ausgeschlossen werden. So kannst du sicher sein, dass keiner der Beschwerden auslösenden Faktoren aus Versehen im Kochtopf landet. Und das Beste ist: kein Gedankenkarussell mehr, ob und wie du ein Rezept für dich umsetzen kann. Das erledigen wir. Für dich heißt es nur noch: Kopf aus, Genuss an. Endlich!
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Juliana ist die Autorin dieses Artikels. Sie hat nach ihrem Pharmaziestudium in Münster und Regensburg an der AMD München Journalismus und Medienkommunikation studiert und ihren Bachelor in Fashion Management & Communication an der ECBM erfolgreich abgeschlossen. Nachdem sie ein Jahr beim SHAPE Magazin gearbeitet hat, wurde sie Teil des Foodpunk-Teams, wo sie von September 2020 bis Dezember 2023 die Science-Redaktion geleitet hat.