Die Sirtfood-Diät – eine Wunderkur?

Geschrieben von Luisa Müller
9 Minuten Lesezeit
6. April 2020 zuletzt aktualisiert am 12. April 2023 von Annalena Gebhardt
Grune Smoothies Slobodan Kunevski scaled 1

Eine neue Wunderdiät bahnt sich den Weg in das Rampenlicht. „Abnehmen wie Adele“, „Abnehmen ohne Hunger“, „Mit dieser Diät nehmen Sie ab und bauen Muskeln auf.“ lauten ein paar der Schlagzeilen, mit denen sie sich brüstet. Seitdem die Sängerin Adele den Verlust von mehr als 40 Kilogramm dieser Ernährungsform zuschreibt, finden sich immer mehr neue Anhänger der Wunderkur. Die Rede ist von der sogenannten Sirtfood-Diät.

Ob das Ganze nur ein ziemlich cleverer Marketingzug der US-amerikanischen Ernährungswissenschaftler Aiden Goggins und Glen Metten ist (sie haben die Idee dieser Diät populär gemacht) oder ob wir ab jetzt vielleicht doch alle überlegen sollten, das Sirt-Prinzip zu übernehmen, klären wir in diesem Beitrag.

Inhaltsverzeichnis

    1. Was ist die Sirtfood-Diät?

    Der Grundgedanke dieser hippen Ernährungsform ist folgender: Bestimmte Lebensmittel (man nennt sie „Sirtfoods“) könnten im Körper sogenannte Sirtuine (Proteine) aktivieren. Diesen Proteinen wiederum wird nachgesagt, dass sie viele positive Effekte auslösen würden. Dazu zählen zum Beispiel:

    • verzögerte Alterung
    • weniger Entzündungen
    • weniger Zellschäden
    • Schutz vor Herz-Kreislauferkrankungen
    • weniger Heißhunger
    • höhere Fettverbrennung
    • höherer Muskelaufbau
    • Stärkung des Immunsystems

    Wow! Was will man mehr? Den Versprechen zu urteilen, sollte man das doch auf jeden Fall selbst auch mal probieren. Oder?

    Diese Frage beantworten wir gleich, vorher erklären wir erst noch ein paar Details zur Sirtfood-Diät.

    Welche Lebensmittel versprechen denn nun diese tollen Effekte?

    2. Die magischen Sirtfoods

    Die „Sirtfood-Superfoods“ mit magischen Eigenschaften sind vor allem pflanzliche Lebensmittel. Das klingt ja erst einmal nicht so sehr nach Hokuspokus.

    Zu den Sirtfoods zählen unter anderem:

    • Grünkohl
    • Äpfel
    • Blaubeeren
    • Kapern
    • Petersilie
    • Zitrusfrüchte
    • Kurkuma
    • Granatäpfel
    • Dunkle Schokolade
    • Rote Zwiebeln
    • Knoblauch
    • Rucola
    • Grüner Tee
    • Rotwein
    • Kaffee

    Wer sich jetzt denkt: „Geil, Kaffee, Schoki und Rotwein den ganzen Tag und ich nehme ab!“, soll diesen Artikel bitte bis zum Ende lesen.

    3. Das Sirtfood-Prinzip

    Das Prinzip der Diät besteht im Grundgedanken darin, besonders viele der pflanzlichen Lebensmittel auf den Speiseplan zu packen, damit diese dann den ultimativen Fatburnboost im Körper anschmeißen und auf ewig jung halten (also theoretisch ).

    Dabei gibt es zum Einstieg in die Sirtfood-Diät folgendes weit verbreitetes Protokoll:

    In den ersten 3 Tagen werden 1000 Kalorien pro Tag „gegessen“ – die Zufuhr der Energie wird vor allem über Säfte aus Sirtfoods gedeckt. Also zum Beispiel entsafteter Grünkohl, Spinat und Apfel in Kombination mit Zitrone. Im Anschluss werden die täglichen Kalorien für den Rest der Woche auf 1500 erhöht. Es werden auch hier überwiegend grüne Säfte, in Kombination mit sirtfood-reichen Lebensmitteln konsumiert. Nach dieser zweiten Phase werden die Kalorien wieder angehoben – ab und zu ist von 1800 Kalorien die Rede, die beliebig lange verfolgt werden können. Hierzu unterscheiden sich die zu findenden Angaben jedoch. Die Teller werden mit Gerichten vollgepackt, die so viele der „Superfoods“ enthalten wie möglich. Auch „normale“ Lebensmittel dürfen dann wieder gegessen werden.

    4. Was sind Sirtuine?

    Der Mensch besitzt nach derzeitigem Wissensstand 7 verschiedene Sirtuine – SIRT1 bis SIRT7. Sie alle sind Enzyme, die durch ihre Aktivität Einfluss auf zahlreiche Stoffwechselvorgänge nehmen können. So scheinen sie Proteine zu modifizieren, die bei verschiedenen Krankheiten eine Schlüsselrolle spielen – beispielsweise bei Krebs, Adipositas, Diabetes oder Alzheimer.

    SIRT1 wurde vor allem in Experimenten mit Hefen als „Anti-Aging-Enzym“ nachgewiesen, da es in diesem Modellorganismus die Lebenszeit verlängern konnte. Es soll oxidativen Stress und DNA-Schäden verringern können.

    Sirtuine gehören zu den sogenannten „Histon-Deacetylasen“, also Enzymen, die Histone (sie sind ein Teil der „DNA-Verpackung“) verändern können. Durch diese Proteine wird die Transkription von Genen, die Epigenetik, der Zellzyklus und die Entwicklung des Organismus geregelt.

    Die Sirtfood-Diät basiert nun auf der Idee, dass durch die gezielte Aktivierung der Sirtuine (durch den Verzehr von bestimmten Lebensmitteln) unter anderem mehr Fett verbrannt und der Alterungsprozess verzögert wird. Das Antioxidans Resveratrol (aus Rotwein bekannt) wird in zahlreichen Studien als „Sirtuin-Aktivator“ untersucht. Da bisherige Studien aus dem „Sirt-Bereich“ jedoch nicht einfach auf den Menschen übertragen werden können, ist der gewünschte Effekt zum jetzigen Zeitpunkt mehr eine Idee als eine Tatsache.

    5. Die Sirtfood-Diät - Hop oder Top?

    Aber jetzt mal Butter bei die Fische. Ist das alles vollkommener Schwachsinn oder sollten wir vielleicht ab jetzt alle „sirt-fooden“? Wir klären auf:

    Wein

    Einen Pluspunkt gibt es aber trotzdem

    Zu guter Letzt möchten wir noch einen positiven Aspekt ansprechen: Die Sirtfoods sind im Allgemeinen (bis auf Wein und Schokolade) gesunde, frische, pflanzliche Lebensmittel, die es auf jeden Fall mehr als verdient haben in Einkaufskörben zu landen. Sie sind ballastoff- und nährstoffreich. Sie sollten jedoch ein Teil einer ausgewogenen und vielfältigen Ernährung mit noch vielen weiteren Lebensmitteln sein. Iss sie nicht, weil sie angeblich deine „Schlankgene“ aktivieren oder auf magische Weise „Muskeln aufbauen“, sondern weil sie dich mit allerhand Ballast- und Nährstoffen versorgen.

    6. Das Foodpunk-Fazit

    Es ist sicherlich eine gute Idee Sirtfoods regelmäßig in den Speiseplan einzubauen. Wenn auch ihre Wirkungen auf die Sirtuine im Körper nicht belegt sind, sind sie tolle Lebensmittel, die eine Menge an Nährstoffen mit sich bringen.

    Um langfristig gesund zu leben und das Wunschgewicht zu erreichen, ist die Kombination an Frische und Vielfalt mit einer angemessenen und individuell bestimmten Zufuhr aller drei Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Proteine, Fett) aus unserer Sicht das beste „Superfood“. Das bedeutet: Neben eben allerlei buntem Gemüse und Obst (nicht nur aus der Sirtfood-Liste!) sollte man auch auf eine adäquate Zufuhr an hochwertigem Protein durch Eier, Fleisch oder Fisch und guten Fetten aus Oliven, Kokosöl und Co. bauen. Verpackt in einfachen und leckeren Rezepten wird so jede Art von „Crash-Diät“ vollkommen unnötig.

    Du hast Bock auf genau solch eine Ernährung? Ohne Hollywood-Hokuspokus? Eine Ernährungsform, die sich nicht auf Spekulationen, sondern Tatsachen beruft? Mit langfristigen Erfolgen und individuellen Berechnungen? Dann schau dich doch mal bei uns um! In unseren Ernährungsplänen bieten wir dir leckere Gerichte, die alle deine Ziele und Wünsche einschließen und auf dich maßgeschneidert berechnet werden.

    Tschüss 08/15-Hollywood-Hokuspokus-Plan, Hallo Foodpunk!

    Du möchtest dich auch gesünder ernähren?

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    By the way: Es wird gemunkelt, dass Adele neben der Sirtfood-Diät täglich 60 Minuten Sport getrieben hat. Ob die starke Abnahme also allein auf den Einschluss von ein paar Lebensmitteln zurückzuführen ist, lassen wir an diesem Punkt dahingestellt.

    Sirtfood YouTube Thumbnail

    Übrigens: Auf YouTube hat Foodpunk Gründerin Marina die Sirtfood Diät auch noch einmal anschaulich erläutert. Dazu gibt’s etwas Hintergrundwissen zur Epigenetik und zu Enzymen.

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    Bild Smoothies: Shutterstock.com_SlobodanKunevski

    Bild Weingläser: Shutterstock.com_DeepMeaning

    Der Artikel wurde geschrieben von

    Luisa Müller

    Luisa ist die Autorin dieses Artikels. Sie hat an der TU München ihren Bachelor in Ernährungswissenschaft und ihren Master in Nutrition and Biomedicine erfolgreich abgeschlossen. Nachdem sie einige Jahre in der Diabetes- und Adipositasforschung gearbeitet hat, wurde sie Teil des Foodpunk-Teams, wo sie bis September 2020 die Science-Redaktion geleitet hat.

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