Was hat Alzheimer mit Diabetes Typ 3 zu tun?

Geschrieben von Marina Lommel
4 Minuten Lesezeit
10. Oktober 2016 zuletzt aktualisiert am 11. September 2024 von Kimberly Werner
Alzheimer

Die Bezeichnung von Alzheimer als „Diabetes Typ 3“ mag zunächst überraschend klingen, basiert jedoch auf wachsenden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Diese Theorie legt einen Zusammenhang zwischen der neurodegenerativen Krankheit und gestörtem Zuckerstoffwechsel im Gehirn nahe.

Tatsächlich wird Alzheimer zunehmend als eine metabolische Krankheit betrachtet, die durch Insulinresistenz und Entzündungsprozesse im Gehirn beeinflusst wird. Doch was bedeutet das genau?

Inhaltsverzeichnis

    Was ist Alzheimer und wie wirkt es auf das Gehirn?

    Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung. Neurodegenerativ bedeutet, dass die Erkrankung das Nervensystem betrifft und im Verlauf der Erkrankung immer mehr Nervenzellen absterben. Das führt zu neurologischen Symptomen, zum Beispiel Demenz oder Bewegungsstörungen (z. B. bei der neurodegenerativen Erkrankung Parkinson).

    Viele setzen die Begriffe Alzheimer und Demenz gleich, was aber nicht richtig ist. Je nach Stärke einer Demenz ist das Gedächtnis beeinträchtigt, das Denkvermögen oder auch emotionale und soziale Fähigkeiten. Die Demenz ist ein Symptom der Alzheimer-Krankheit. Eine Demenz kann aber auch andere Ursachen haben. Neben einer Demenz können bei Alzheimer auch Wahrnehmungsstörungen auftreten.

    Was ist Diabetes und wie hängt es mit Alzheimer zusammen?

    Diabetes, genauer gesagt Diabetes mellitus, wird umgangssprachlich auch oft Zuckerkrankheit oder „Zucker“ genannt („Ich hab‘ Zucker“). Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Das eigene Immunsystem zerstört die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Ohne Insulin kann der Blutzucker nicht in das Gewebe gebracht werden, er häuft sich im Blut an und führt zu hohen Blutzuckerspiegeln. Typ-1-Diabetiker müssen in der Regel Insulin spritzen.

    Diabetes Typ 2 entsteht meist im fortschreitenden Alter, seltener auch bei Jüngeren. Die Hauptursache ist Übergewicht. Die Bauchspeicheldrüse produziert zwar Insulin, aber die Zellen hören nicht mehr auf dieses Signal. Eine Insulinresistenz liegt vor, die ebenso zu hohen Blutzuckerspiegeln führt.

    Neben anderen „Nebenwirkungen“ kann der hohe Blutzuckerspiegel die Gefäßwände schädigen.

    Insulinresistenz im Gehirn: Die Verbindung zu Alzheimer

    Der Begriff Diabetes Typ 3 ist in der Medizin keine anerkannte Diagnose. Forscher verwenden diesen Begriff aber, um die Ähnlichkeit zwischen den zwei Krankheiten deutlich zu machen.

    Insulin, das Hormon, das den Zuckerstoffwechsel im Körper reguliert, spielt eine entscheidende Rolle im Gehirn. Es beeinflusst die Funktion von Neuronen, die Gedächtnisbildung und die allgemeine Gehirngesundheit. Bei Menschen mit Alzheimer zeigt sich jedoch häufig eine Art „Insulinresistenz“ im Gehirn, ähnlich wie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes in anderen Teilen des Körpers.

    Forscher haben entdeckt, dass das Gehirn von Patienten weniger auf Insulin anspricht. Dies hat zur Folge, dass die Neuronen weniger Energie erhalten, was zu deren Degeneration führen kann. Dieser Mangel an Energie im Gehirn wird mit dem fortschreitenden Gedächtnisverlust und den kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht, die typisch für die Krankheit sind.

    Diabetes Typ 2 und die Alzheimer-Krankheit teilen sich viele Risikofaktoren: So ist für beide Erkrankungen Übergewicht ein Risikofaktor. Auch hohes Cholesterin, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2 an sich können Alzheimer begünstigen. Diese enge Verknüpfung mit dem metabolischen Syndrom ist ein weiterer Grund für den Spitznamen „Diabetes Typ 3“.

    Die geringere Glukoseaufnahme in das Gehirn von Patienten führt dazu, dass die Nervenzellen „verhungern“ und absterben. Sie fördert die Neurodegeneration. Forscher diskutieren gerade darüber, ob der alternative Treibstoff Ketonkörper diesen Energiemangel im Gehirn ausgleichen kann. In der Tat scheinen Ketonkörper im Gehirn neuroprotektiv zu wirken, also schützend auf Gehirnzellen.

    Bei beiden Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Alzheimer, spielt chronische Entzündung eine zentrale Rolle. Entzündungsprozesse, die durch einen gestörten Zuckerstoffwechsel ausgelöst werden, schädigen nicht nur die Blutgefäße, sondern auch die Nervenzellen. Diese Entzündungen werden durch hohe Blutzuckerspiegel und eine schlechte Insulinwirkung verstärkt.

    Der Begriff „Diabetes Typ 3“: Was er über Alzheimer verrät

    Die Bezeichnung „Diabetes Typ 3“ beschreibt nicht offiziell eine neue Diabetesform, sondern weist darauf hin, dass ähnliche Mechanismen wie bei Typ-2-Diabetes im Gehirn auftreten können. Dabei kommt es zu einer verringerten Insulinwirkung im Gehirn, was zu einem Anstieg von schädlichen Proteinen wie Beta-Amyloid führt. Diese Ablagerungen spielen eine zentrale Rolle in der Pathogenese von Alzheimer.

    Der Begriff betont die Gemeinsamkeiten der beiden Krankheiten und hebt hervor, dass sowohl Alzheimer als auch Typ-2-Diabetes durch Lebensstilfaktoren, insbesondere Ernährung, stark beeinflusst werden können. Diese Erkenntnis öffnet neue Türen für die Prävention und Behandlung.

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    Der Artikel wurde geschrieben von

    Marina Lommel

    Marina gründete Foodpunk nach ihrem Abschluss in Ernährungswissenschaften und ist aktuell CEO des Unternehmens. Während ihres Studiums arbeitete sie in verschiedenen Bereichen, darunter in der Wissenschaftsredaktion beim Radio, Redaktion beim TV und Uni-Wissensmagazin sowie im Labor am DZNE in der Parkinsonforschung. Marina ist außerdem Autorin von 5 ernährungswissenschaftlichen Sachbüchern.

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