Warum Käse süchtig macht – Der tägliche Happen Wissen

Geschrieben von Marina Lommel
3 Minuten Lesezeit
10. September 2016 zuletzt aktualisiert am 1. August 2023 von Annalena Gebhardt
Kase macht suchtig

Viele Menschen sind bereit, ihre Ernährung umzustellen. Sie sind bereit neue Wege zu gehen und auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten. Außer eines. Sehr häufig höre ich „Ja, aber… nicht ohne meinen Käse!“

Inhaltsverzeichnis

    1. Nicht ohne meinen Käse

    Woher kommt das? Dass genau ein Lebensmittel so unverzichtbar scheint? Besonders in der Low Carb (High Fat) Welt ist er weit verbreitet. Da gibt es Gemüse mit Käse, Fleisch mit Käse, Bacon mit Käse, Cracker aus Käse, Käse mit Käse… Oft passiert es unbewusst. Man verzichtet auf das vormals heißgeliebte Brot und sucht sich einen neuen wohlig warmen, befriedigenden, sättigenden Genuss. Käse. Einen Genuss, der weder gekocht noch lang gekaut werden muss. Komfortabel. Füllend.

    Da isst man schnell mal ein, zwei Happen zu viel und noch schneller stagniert die Abnahme. Oder, man nimmt mit der neuen LCHF-Ernährung sogar zu! Warum nur kannst du bei Käse nicht aufhören?

    Wir haben hier einen Schuldigen. Die schöne Nachricht: Das bist nicht du!

    Du möchtest dich auch gesünder ernähren?

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    2. Casomorphin that bitch

    Würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen: Da ist jemand wirklich gegen dich. Ein kleiner Stoff namens Casomorphin macht Käse so unbezwingbar… lecker… und schaltet mal eben deine Disziplin aus. Die Biochemie ist nämlich immer stärker als der Wille.

    Milch enthält verschiedene Proteine – Molkeproteine und Casein. Bei der Käse-Herstellung trennen sich die unterschiedlichen Proteinarten. Molkeproteine verbleiben in der flüssigen Molke und das Casein bildet die Grundlage für den festen Käse. Bei der Verdauung von Casein entstehen Bruchstücke des Proteins (Peptide), die dann Casomorphine genannt werden. Wie du siehst, versteckt sich darin der Name Morphin. Morphin ist ein Opiat, das zur Schmerzbehandlung eingesetzt wird und ein hohes Suchtpotenial hat.

    Casomorphine sind strukturell ähnlich, können die Blut-Hirn-Schranke passieren und im Gehirn an Opioidrezeptoren binden. Dadurch entfalten sie eine opoid-ähnliche Wirkung. Diese ist zweifelsohne viel geringer als die Wirkung von Morphin. Zur Schmerzbehandlung taugt Käse nicht. Auch wird man nicht in dem Maße süchtig, dass sich beim Absetzen heftige Entzugserscheinungen zeigen. Vielmehr verbreiten die Casomorphine ein wohliges, zufriedenes, glückliches Gefühl. Sie wirken auf körpereigene Glückshormone. Das führt dazu, dass dein Körper ganz unbewusst immer wieder zu Käse greifen will. Denn wer will nicht glücklich und zufrieden sein?

    3. Erhöhte Casomorphinspiegel bei Autismus und Schizophrenie

    Einigen Studien zufolge haben Patienten, die an Autismus oder Schizophrenie erkrankt sind, höhere Spiegel des sogenannten beta-Casomorphin-7 im Blut. Nein, das heißt nicht, dass Käse diese Erkrankungen verursacht. Es könnten verschiedenste Stoffwechselwege beeinträchtigt sein, die zum höheren Casomorphin-Spiegel führen. Es zeigt aber, dass die Forschung an Krankheiten plus Nahrungsbestandteilen eine sehr spannende ist, die noch viele interessante Zusammenhänge ans Licht bringen kann.

    Der tägliche* Happen Wissen

    Diese neue Rubrik soll einen kurzen Einblick in Themen aus der Ernährungswissenschaft bieten.

    (* fast bzw. bald tägliche)

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    Foto: baibaz/shutterstock.com

    Der Artikel wurde geschrieben von

    Marina Lommel

    Marina gründete Foodpunk nach ihrem Abschluss in Ernährungswissenschaften und ist aktuell CEO des Unternehmens. Während ihres Studiums arbeitete sie in verschiedenen Bereichen, darunter in der Wissenschaftsredaktion beim Radio, Redaktion beim TV und Uni-Wissensmagazin sowie im Labor am DZNE in der Parkinsonforschung. Marina ist außerdem Autorin von 5 ernährungswissenschaftlichen Sachbüchern.

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